Alles Wissenswerte über die Gleitsichtbrille

 
Eine Brille, die gleich mehrere Anforderungen abdeckt und einige Zwecke für die Augen übernimmt? Das ist ungeheuer praktisch und in verschiedenen Varianten auch verwirklicht. Eine Brille kann gleichzeitig die Sicht korrigieren und Sonnenbrille sein, wenn sie verdunkeltes Glas, das gleichzeitig eine korrigierende Sehstärke aufweist, montiert hat. Als Gleitsichtbrille ist sie ein besonders kunstfertiges Produkt der Optikerindustrie, dann nämlich kann ein Nutzer mit derselben Brille im Nahbereich wie im Fernbereich Dinge klar und scharf sehen, ohne die Brille absetzen oder durch eine mit anderen Dioptrien-Stärke austauschen zu müssen.

Eine Gleitsichtbrille besitzt auf ihrer Glasfläche mehrere Zonen, die in der Stärke variieren. Von außen sieht sie aus wie jede normale Brille. Nur der Nutzer erkennt ihren Wert, indem er hindurchsieht. Je nach Blickrichtung erlebt er dabei eine andere Korrektur durch das Glas. Einen einzigen Typ der Gleitsichtbrille gibt es dabei nicht, denn die Symptome der Fehlsichtigkeit sind auch nicht bei jedem Nutzer dieselben. Der eine ist weitsichtig, der andere ist kurzsichtig. Dementsprechend muss eine für ihn hergestellte Brille beschaffen sein, mit einer Anordnung der Sichtkorrektur, wie es in seinem Fall nötig erscheint. Sie ist nicht ganz dasselbe wie eine Mehrstärkenbrille, denn im Unterschied zu dieser gelingt konstruktiv ein allmählicher Übergang von einem Dioptrien-Bereich in den anderen, eben 'gleitend' - daher der Name.


Mehr Lebensqualität mit einer Gleitsichtbrille - besonders einer hochwertigen

Nun könnte man auf die Idee kommen, sich eine aufwändige Gleitsichtbrille sparen zu können und stattdessen verschiedene Brillen oder gar keine, für verschiedene Anwendungen zwischen Lesen und Fernorientierung. Das ist zwar ökonomisch gedacht, da eine Brille für eine feste Sehstärke preiswerter sein wird als eine echte Gleitsichtbrille oder auch nur Mehrstärkenbrille, aber birgt eine Menge Nachteile und Risiken im Alltagsgebrauch. Es fängt damit an, dass Sie zwei oder mehr Brillen herumliegen haben und sie ständig auswechseln müssen, je nachdem, was Sie gerade tun. Dazu wird jede diese Brille ihr Etui oder Schatulle haben und so Ihre Taschen vollstopfen. Dazu könnten Sie sie in der Eile ständig verwechseln und sich die falsche Brille aufsetzen, zum Beispiel die Lesebrille, wenn Sie Auto fahren oder spazieren gehen, und die Fernsichtbrille, wenn Sie etwas aus der Nähe betrachten wollen. Das alleine nervt schon. Kommt hinzu, dass mal die eine, mal die andere Brille vergessen werden kann, wenn Sie sich an einen anderen Ort begeben. Hoffentlich ist diese Entdeckung sofort korrigierbar, wenn Sie im Haus sind und einfach nur zurück in ein Zimmer zu gehen brauchen, um sich die richtige Brille zu greifen. Schlimmer, wenn Ihnen das erst auffällt, während Sie auf Reisen bereits im Zug sitzen. Mit einer Gleitsichtbrille können Sie sich all das sparen, denn ein Zugriff und ein Etui ist alles, was Sie brauchen. Keine Verwechslungen, kein Extra-Platzbedarf, kein Vergessen einer Variante.

Wie eine Gleitsichtbrille aufgebaut ist

Die klassische Einteilung in Sehbereiche auf den Gläsern der Gleitsichtbrille orientiert sich an Sehgewohnheiten. Was Sie aus der Nähe betrachten, etwa Ihr Essen oder die Zeitung, sehen Sie mit einer Augenstellung, die den Blick durch den Bereich der Gläser lenkt, der mittig am unteren Rand der Gläser liegt. Dementsprechend ist das Glas hier ausgelegt auf einen Nahbereich, weniger als einen Meter weit, eher sogar bis 50 cm fokussiert. Zur Glasmitte hin schließt sich ein Zwischenbereich an, der für Blickziele dient, die sich in einem Abstand zwischen einem halben und zwei Metern vor Ihnen befinden. Die Unterschiede in Dioptrien lassen sich durch Krümmung der Glasfläche, also ihre Wölbung erreichen. Damit wird ein variabler Abstand der Glasfläche von der Augenoberfläche erreicht und somit der Effekt des Glases beim Durchschauen gesteuert. Der Fernsicht-Bereich in der oberen Hälfte (oder eher einem Drittel bis zwei Fünfteln der Fläche, es ist eben 'gleitend') erstreckt sich über die gesamte Breite des Brillenglases, während die fokussierten Bereiche des Nahbereichs und des Zwischenbereichs auf die Mitte reduziert sind. Zu beiden Seiten, zu den Rändern hin, schließt sich dagegen auf einer Gleitsichtbrille in der unteren Hälfte (oder den unteren zwei Dritteln bis drei Fünfteln) ein verschwommener Randbereich an. Warum das?

Die Kostenfrage ist mal wieder eine Qualitätsfrage

Es ist eine Qualitätsfrage, wie breit der untere Randbereich mit der verschwommenen Zone ist. Auf Gläsern höherer Qualität ist der Bereich links und rechts schmaler als bei preisgünstigeren Modellen. Wenn Sie einen geschmeidigen Übergang von einem Sehbereich in den anderen bemerken, haben Sie sehr wahrscheinlich ein weiteres Indiz für eine hochwertige Gleitsichtbrille gefunden. Daraus folgt, dass die Übergänge auf Gläsern preiswerterer Modelle nicht so elegant erfolgen, also eher schrittweise, hier finden Sie Bifokal- und Trifokalbrillen. Die ersten Modelle ab 1959 in Frankreich müssen noch ziemlich ruppige Übergänge gehabt haben, aber seitdem hat sich die Technik stetig weiterentwickelt, hin zu echtem 'Gleiten'. Es obliegt Ihnen, wie viel Sie für Ihre künftige Gleitsichtbrille ausgeben wollen. Einfaches Gleitsichtglas mag genügen, aber Sie müssten Ihre Augen erst einmal daran gewöhnen, da die Brille nicht für Sie speziell konzipiert wurde. Dann gibt es das Universalgleitsichtglas. Hier sind die nutzbaren Sehbereiche abseits der verschwommenen Randbereiche schon größer. Wer sich aber etwas gönnen möchte, was den meisten Nutzen und die geringsten Kompromisse abwirft, der greift zu einer Gleitsichtbrille, die speziell für ihn geschaffen wurde. Sie ist wie ein Maßanzug vom Schneider, nur vom Optiker. Keine Brille vom Ständer wird ihr gleichkommen. Sie kostet natürlich mehr, aber die Freude wird daran länger andauern. Die Augen werden dahinter länger brauchen, um zu ermüden. Freilich sind dafür besonders akribische Messungen beim Augenarzt und Optiker nötig, um die Maßanfertigung auf verlässliche Werte zu stellen.

Eine Lösung für alle? Nein, es gibt Ausnahmen

Wer auf scharfe Randzonen im unteren Bereich der Gläser beruflich angewiesen ist, sollte eher nicht zu einer Gleitsichtbrille, die ja ein Allrounder sein will, greifen. Für seine Detailarbeit an Plänen oder Detailflächen, die er begutachtet oder bearbeitet, nimmt er besser eine Arbeitsbrille, die sich *nur* diesem Nahbereich (also die gute alte Lesebrille, eine dezidierte Einstärkenbrille) widmet. Für Alltagssituationen kann er natürlich dazu eine Gleitsichtbrille verwenden, dann jedenfalls, wenn die verschwommenen Randzonen wieder keine Rolle spielen. Sie wird für Berufe, die viel nach oben schauen und dort im Nahbereich scharf sehen müssen, ebenfalls nicht geeignet sein, oder eine Sonderanfertigung nötig machen, die vielleicht die Nah- und Fernbereiche der Gläser umkehrt. Wären nicht die schwammigen Randzonen, könnte man meinen, die Gläser müssten einfach nur um 180 Grad umgedreht werden, aber mit diesen funktioniert das natürlich nicht gut genug. Der Optiker wird dafür eine bessere Lösung kennen und Sie beraten können.

Optimal ist die Gleitsichtsehhilfe dagegen für Alterssichtige, die sonst verschiedene Brillen nutzen müssten und sich den Griff danach ersparen wollen, indem eine einzige Brille mehrere Distanzen abdeckt, weil sie eben eine Gleitsichtbrille ist. Auch wer bislang keine Brille brauchte, aber aufgrund des Alters eine Sehschwäche entwickelt, die sich im Nahbereich erkennbar macht, aber die Fernsicht nicht beeinträchtigt, kann das Gleitsichtmodell einsetzen. Der obere Bereich seiner Brille würde dann keine Stärke oder fast keine Stärke aufweisen.

Die Preisfrage

Was eine gute oder weniger gute, kompromisshafte Gleitsichtbrille kosten darf, macht sich an mehreren Faktoren fest. Und nicht alle haben mit ihrem Charakter zu tun, sondern sind auf alle Brillen vom Optiker zutreffend. Etwa die Wahl des Gestells, oder Zusatzfeatures von der Art einer Entspiegelung, Tönung, Beschichtung. Das 'Glas' selbst kann ja auch aus verschiedenen Materialien bestehen, primär entweder Mineralglas oder einem Kunststoff. Es fängt mit etwa 100 Euro an und erreicht mit hochwertigem Glas schon etwa 400 Euro. Die individuelle Königsklasse mit voller Maßarbeit der Sehstärken-Anpassung kann dann schon etwa 1200 Euro kosten, aber angesichts der überdurchschnittlichen Tragequalität, Nutzung und leichterer Eingewöhnung sollte einem die Mehrausgabe, schon wenn man sie lange nutzen will, wert sein. Es ist klar, dass die investierten Arbeitsstunden des Optikers und seines Zulieferers sich hier bemerkbar machen, wie sie für eine individuelle Anpassung typisch sind. Es ist ja mehr nötig als nur ein Sehtest. Optimal für die perfekte Gleitsichtbrille sind verhältnismäßig großformatige Gläser (Sie wissen schon, Ihnen steht als Nahsichtzone nur eine mittige Nutzfläche zur Verfügung, die sollte dann schon so groß wie möglich sein) und möglichst stufenlose Übergänge von einem Bereich in den anderen. Qualitätskriterien des Gestells gelten hier selbstverständlich auch, die Brille sollte der Kopfgröße und dem Ohrenabstand in Weite und Bügellänge, der Winkel der Rundung hinter den Ohren bestens angepasst sein. Tragekomfort ist bei einer kostspieligen Brille wichtiger denn je, sie sollte nicht auf den Nasenrücken drücken, oder gar davon abrutschen.


Auch als Kontaktlinsen erhältlich?

Übrigens gibt es auch Kontaktlinsen, die in ihrer Charakteristik das Äquivalent zu einer Gleitsichtbrille darstellen. Wer also partout keine Brille tragen will, muss mit entsprechenden Kontaktlinsen nicht auf die Vorzüge einer Gleitsichtbrille verzichten. Solche Kontaktlinsen laufen unter dem Namen Multifokallinsen. Man trägt entweder in einem Auge eine Kontaktlinse für den Nahbereich und im anderen Auge eine für den Fernbereich, aus welchen das Gehirn ein scharfes Gesamtresultat erstellt (Monovision wird das Prinzip genannt). Die andere Möglichkeit sind simultane multifokale Kontaktlinsen, die dann tatsächlich ähnlich einer Gleitsichtbrille aufgebaut sind - bei ihnen sitzt der Fernsehbereich in der Mitte der Linse und der Nahsehbereich nutzt den Linsenrand.